Wer kennt ihn nicht: Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt – bekannt für seine knallharten Verhandlungstechniken und seinen unübertroffenen Geiz. Würde der Fantastilliardär in den Automobilbau einsteigen, so würde er höchstwahrscheinlich ein Auto wie den VW T-Roc lancieren. Einen hippen, lässigen Crossover. Das Segment, das aktuell am stärksten wachst. Angesichts der zu erwarteten Absatzprognosen würden Dagobert’s Augen sich bestimmt in Taler-Zeichen verwandeln! Allerdings würde der Knauser an mehreren Orten den Sparhebel ansetzen, um die Fertigungskosten möglichst tief zu halten. Mittels einer gross angelegten Werbekampagne würde er sein Auto dann als etwas besonderes anpreisen – zu einem entsprechenden Preis. Genauso verhält es sich beim T-Roc!
Äusserlich macht der T-Roc richtig was her. Seine ausgestellten Kotflügel in Verbindung mit dem recht flachen Dach lassen ihn gedrungen und muskulös wirken. Die ausgeprägten Falten auf der Motorhaube würden einem Sportwagen genauso gut stehen und die optionale Bicolor-Lackierung passt zu einem modernen Crossover wie die Faust auf’s Auge.
Besonders erfreulich ist die Eigenständigkeit des Autos, denn der T-Roc wirkt jung und frisch. Für dieses Design wäre auch Bertel zu begeistern, schliesslich muss es die Kundschaft fesseln – und für schicke Extras wie grosse Felgen, Bicolor-Lackierung, Panoramadach oder R-Line lassen sich ansehnliche Aufpreise verlangen.
Der Innenraum trägt unübersehbar Dagobert’s Handschrift. Seine Devise: Die Fertigungskosten so tief wie möglich halten! Welche Plastik-Fabrik auch immer den Zuschlag erhalten hat, macht dank dem T-Roc gutes Geld. Praktisch alle Türen, der untere Teil der Mittelkonsole sowie das Armaturenbrett bestehen aus Hartplastik, das man besser nicht anfasst. Da haben sich die Controller zu sehr von Dagobert inspirieren lassen, denn diese Plastikwüste ist ganz und gar nicht das Niveau, welches VW anstrebt.
Damit die Aufmerksamkeit aber nicht auf das ganze Plastik fällt, ist das Interieur mit den Blades in Wagenfarbe sowie gemusterten Sitzen auf den ersten Blick ansprechend gestaltet. Auch das digitale Cockpit und das Infotainmentsystem machen einen tollen Eindruck. Doch wer etwas tiefer gräbt, kriegt erneut das Gefühl, als würde jeder Cent zählen. So lässt sich die automatische Heckklappe beispielsweise nicht von innen oder mit dem Schlüssel schliessen. Beim Beifahrersitz spart sich VW das Rad für eine feinfühlige Lehnenverstellung und setzt dafür auf eine umständliche Einstellung via Hebel.
Alles andere als knausrig ist der Antrieb. Mit dem 140 kW starken Top-Benziner kommt es einem selbst ohne Sportfahrwerk so vor, als würde man einen T-Roc GTI über die Strasse scheuchen. Kräftig schiebt der Motor an, unterstützt vom perfekt schaltenden DSG. Die Lenkung setzt Befehle schnell und präzise um, das Fahrwerk Standardfahrwerk ist trotz ohne übertriebene Härte in Kurven nicht überfordert.
Doch wie alles hat auch der Antrieb seine Schattenseite. Bereits der NEFZ-Verbrauch ist mit 6,8 l/100 km nicht besonders vorbildlich, im Test genehmigte sich der kleine Crossover 7,8 l/100 km. Selbstverständlich würde Dagobert die Werbetrommel für den stärksten Motor rühren, da er natürlich über eine Tankstellenkette verfügt und so durch den erhöhten Verbrauch «seines» Autos profitieren würde. Im echten Leben profitiert aber niemand: Der Kunde zahlt zusätzlich fürs Benzin und VW bekommt ein tiefrotes G als Energieeffizienz aufgedrückt.
Darum lautet mein Tipp: Besser den kleineren 1,5-Liter Benziner kaufen. Durch das geringere Gewicht auf der Vorderachse wird der T-Roc noch agiler und mit 110 kW Leistung ist der Crossover immer noch munter genug. Der neue 1,5-Liter Motor mit Zylinderabschaltung nimmt dem alten Zweiliter nämlich schon auf dem Prüfstand ganze 1,5 Liter ab und dürfte auch in der Realität einen ganzen Liter sparsamer unterwegs sein.
Der Spruch «der T-Roc rockt» liegt einem förmlich auf der Zunge. Die Strasse rockt das sportliche und gutaussehende SUV auf alle Fälle. Allerdings nicht nur die. Die Kunststoffindustrie sowie das Portmonee des Käufers werden ebenfalls richtig durchgerockt. Für einen stolzen Testwagenpreis von 44’930 Franken ist die Menge an Hartplastik fast schon unverschämt.
Glück für mich, dass ich das Testauto von VW und nicht von Dagobert bekommen habe. Die doch eine oder andere spitze Bemerkung meinerseits würde die reichste Ente bestimmt so sehr zur Weissglut bringen, dass seine Anwälte verlangen würden, meinen Blog vom Netz zu nehmen. Auf dem Holzweg ist VW mit dem T-Roc sicherlich nicht und es ist auch okay, ein lifestyliges, sportliches Auto nicht zum Schleuderpreis zu verkaufen. Allerdings sollte man sich als Hersteller dann auch bemühen, dem Kunden das Gefühl zu geben, ein cooles und vor allem wertiges Auto gekauft zu haben.
Alltag
Design vor Nutzwert? Eigentlich überhaupt nicht typisch für VW, doch bei der knappen Beinfreiheit im Fond sowie der sehr schlechten Übersicht nach schräg hinten kommt dieser Gedanke durchaus auf.
Fahrdynamik
Sehr typisch für VW ist dafür das tadellose Fahrverhalten. Nicht unkomfortabel, aber trotzdem überraschend sportlich – und das ohne Sportfahrwerk.
Umwelt
Für einen kleinen Crossover ist der Verbrauch von 7,8 l/100 km ziemlich happig, trotz Allradantrieb. Allerdings kämpft der T-Roc bereits mit einem ungewöhnlich hohen Normverbrauch von 6,8 l/100 km.
Ausstrahlung
Im Gegensatz zur ansonsten eher konservativen VW-Palette sticht der T-Roc deutlich hervor. Coole Farben und ein frischer Design-Ansatz dürften beim Zielpublikum gut ankommen.
Fazit
+ Cooles Design, lebendige Farben
+ Bequeme Sportsitze, perfekte Ergonomie
+ Farb-Panels im Interieur passend zur Aussenfarbe
+ Intuitives und umfangreiches Infotainmentsystem
+ Sportliches Handling
+ Ausgezeichnetes Getriebe mit kluger Schaltlogik
+ Kräftiger, drehfreudiger Motor
+ Viele Assistenzsysteme erhältlich
– Hoher Preis
– Erhöhter Verbrauch
– Enorm viel Hartplastik im Interieur
– Wenig Beinfreiheit im Fond
– Schlechte Sicht nach hinten
Steckbrief
Marke / Modell | VW T-Roc |
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Preis Basismodell / Motorisierung /Testwagen | 24 900 CHF / 38 350 CHF / 44 930 CHF |
Antrieb | Benzin, Allradantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1984 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 140 kW bei 4200 - 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 320 Nm bei 1500 - 4180 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 7,2 s |
Vmax | 216 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 6,8 l/100 km / 155 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,8 l/100 km / 178 g/km / +15% |
Länge / Breite / Höhe | 4,23 m / 1,82 m / 1,57 m |
Leergewicht | 1550 kg |
Kofferraumvolumen | 445 - 1290 l |
Bilder: Koray Adigüzel
1 thought on “VW T-Roc: Da wäre Dagobert Duck neidisch”