Perfekt, wie immer: Mazda MX-5 30th Anniversary

Eigentlich war die Woche mit dem Mazda MX-5 nicht geplant, aber die Möglichkeit hat sich ergeben, also wieso zum Teufel nicht? Der kleine Roadster wurde schon so oft auf meinem Blog präsentiert, da darf es auch einmal mehr sein, erst recht, wenn es sich um eine Perle wie das Sondermodell 30th Anniversary zum dreissigsten Geburtstag des Kult-Roadsters aus dem Jahr 2019 handelt. Der MX-5 ist einfach die Antithese zu all dem, was automobilistisch gerade um uns herum passiert, und schon daher einfach immer wieder eine Fahrt wert. Ich finde den kleinen Flitzer schlicht super und obwohl (oder vielleicht gerade weil?!) so viel fehlt, was heute Standard ist, werde ich auf positive Art und Weise nostalgisch.

Wie gesagt, handelt es sich beim Testwagen um ein Sondermodell. Die Lackierung namens Racing Orange sowie die geschmiedeten Felgen wie auch die Brembo-Bremsanlage sind exklusiv dem Sondermodell vorbehalten. Ausserdem verfügt der Wagen über das Sportpaket, was eine Verstrebung im Motorraum, ein sportlicheres Fahrwerk sowie die Recaro-Sitze umfasst. Zu guter Letzt hat Mazda Schweiz den Wagen auch noch tiefergelegt. Im Innenraum kommt viel Alcantara zum Einsatz, ausserdem sind die Nähte sowie die Lüftungsdüsen farblich auf die Aussenfarbe abgestimmt. Wie bereits eingangs erwähnt: eine Perle, oder?

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Die Tieferlegung steht dem Roadster ausserordentlich gut.

Es könnte so einfach sein

Das vor mir stehende Auto ist nicht nur aufgrund des auf 3000 Einheiten limitierten Sondermodells speziell, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass der 2-Liter-Motor mittlerweile nicht mehr gebaut wird, da er irgendwelche neuen Normen nicht mehr einzuhalten vermag – ein Schicksal, das leider auch andere Autos getroffen hat. Ferner handelt es sich um ein 2019er-Modell und somit bleibt auch der Assistenzwahn aussen vor. Der Spurhalteassistent ist dauerstumm und das nervige ISA gab es damals auch noch nicht. Das heisst: einsteigen, anschnallen, losfahren! Wenn es doch nur heute auch noch so wäre…

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Das auf 3000 Stück limitierte Sondermodell gab es ausschliesslich im gezeigten Orange.

Der Mazda MX-5 spaltet auch unter der Autofan-Gemeinde die Gemüter. Für die einen – mich inklusive – ist er der ultimative Spassroadster schlechthin. Manuelles Verdeck, dass innert Sekunden offen ist, ein Traum von einer Handschaltung und bereits bei Landstrassentempo das Gefühl, dass man fliegt, weil es so herrlich stürmt im Auto. Und schliesslich das Nonplusultra: sein Gewicht. 1047 Kilo fahrbereit, ohne Fahrer. Schon vor zehn Jahren bei seiner Einführung ein Wert, der die Fachwelt und die Presse staunen liess – und heute sogar mehr denn je. Sorry, aber der MX-5 wiegt nur die Hälfte dessen, was die neuen, durchschnittlichen Testwagen mittlerweile auf die Waage bringen.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Die exklusive Brembo-Bremsanlage sorgt dafür, dass der MX-5 auch für den harten Einsatz eingesetzt werden kann.

Die Gegner-Fraktion hält trotz der hervorragenden Argumente dagegen, dass der Japaner seit jeher chronisch untermotorisiert ist. Wie das Gewicht ein Thema, das heute brisanter denn je ist. In einer Zeit, in der ein einigermassen anständig motorisierter elektrischer Kleinwagen mit mehr Schub ansetzt als der MX-5, kann ich die ewigen Nörgler sogar ein Stück weit verstehen. Will man Leistung und das Ganze etwas plötzlich, so passiert halt nicht gerade viel, wenn man sich im vierten oder fünften Gang befindet. Und sogar ich gestehe ein, dass ich auf Bergstrassen das eine oder andere Mal seufzte, weil ich ein gewünschtes Überholmanöver, das ich mit einem stärkeren Auto durchgezogen hätte, mit dem MX-5 nicht versucht habe. Der Kleine kann halt keine Berge versetzen.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Der Sauger ist keine Urgewalt. Aber seine Direktheit und die Drehfreude sprechen dennoch für sich.

Dieser Moment bei 7000

Der Roadster muss halt so gefahren werden, dass ein definitiv vorhandenes Potenzial ausgereizt werden kann. Griff zum Schalthebel, dritter oder noch besser zweiter Gang rein und Gas an Anschlag. Der Motor hat nämlich definitiv Bock, um ausgedreht zu werden und mit steigenden Drehzahlen kommt auch das Gefühl, dass es anständig vorwärtsgeht. Und wenn das Auto schliesslich mit hochfrequentem Sirren die 7000er-Grenze überschreitet, die Hand zum fest vibrierenden Schalthebel greift, die letzten 500 Umdrehungen am Leistungspeak ausgedreht werden und der nächste Gang mit perfektem Anschluss eingeworfen wird, dann hat man das, was die Japaner so schön als Jinba Ittai bezeichnen – die ultimative Verbindung von Mensch und Maschine, wie es kein Elektroauto auch nur ansatzweise generieren kann.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Orange Akzente ziehen sich durch den Innenraum.

Ist man dann schnell im MX-5? Nun, schon Albert Einstein pflegte zu sagen, dass alles relativ ist. Nüchtern betrachtet sag ich’s mal so: Lahm ist man definitiv nicht, aber schnell genauso wenig. Aber wenn man sich nicht gerade über einen Schleicher in seinem zwei Meter breiten und 2,5 Tonnen schweren SUV, der sich aus dem winzigen MX-5 wie ein LKW anfühlt, aufregt, dann ist das eigentlich scheissegal. Denn dieses Auto übergiesst einen mit etwas ganz Anderem, meiner Meinung nach viel Wichtigerem: Feeling. Das Gefühl, das man Motorsport betreibt, obwohl man nach sechs Sekunden Vollgas noch kein Raserdelikt begangen hat. Das Gefühl, dass man alles selber in der Hand hat. Das Gefühl, der Leichtigkeit, wenn man bremst und eben so wenig spürt, weil das Auto ein Fliegengewicht ist. Das Gefühl der Verbundenheit, wenn das Auto leicht neigend um die Kurve fährt, dank des Sperrdifferenzials leicht eindreht und das Heck trotz Heckantrieb dank gutmütigem Saugermotor auch mit ausgeschaltetem ESP stets unter Kontrolle ist.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Die Schaltung ist nach wie vor ein Traum.

Ungewisse, aber gesicherte Zukunft

Wie bereits eingangs erwähnt, lässt sich der MX-5 mit der stärkeren Maschine nicht mehr bestellen. Es sind aber noch diverse Lagerautos als Neuwagen verfügbar und natürlich gibt es auch noch den Occasionsmarkt. Fakt ist, dass der MX-5 keine vergleichbare Konkurrenz hat. Nicht umsonst ist er der weltweit am meisten verkaufte Roadster und Garant für Fahrspass, obwohl die Leistung überschaubar ist.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Das Cockpit wird durch viel Alcantara aufgewertet.

Die Japaner liefern uns Fahrenthusiasten aber einen Hoffnungsschimmer, denn die nächste Generation NE ist mehrfach offiziell bestätigt worden – der MX-5 darf auch in der schwierigen Zeit weiterleben. Weitere Details sind aber unklar. Es wird über einen Mild-Hybrid-Antrieb spekuliert, allerdings machen auch Meldungen über einen reinen Benzinantrieb (Skyactive-Z) die Runde. Sogar von einer elektrischen Alternative als zusätzliche Motorisierung ist zu lesen. Auch das Erscheinungsdatum ist noch offen, doch ich würde mal sagen, dass es insbesondere in Europa sicherlich noch zwei Jahre dauert. Aber bis es soweit ist, lasse ich das Sondermodell noch einmal für sich sprechen.

2019 Mazda MX-5 30th Anniversary
Die Fahrfreude, die dieses Auto generiert, ist immer wieder ein Gute-Laune-Garant!

Mängel am Testwagen

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellMazda MX-5 30th Anniversary
Preis Basismodell / TestwagenNicht mehr verfügbar
AntriebBenzin, Heckantrieb
Hubraum / Zylinder1998 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFront-Mittelmotor / Saugmotor
Getriebe6-Gang manuell
Max. Leistung135 kW bei 7000 r/min
Max. Drehmoment205 Nm bei 4000 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h6,5 s
Vmax219 km/h
WLTP-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz6,8 l/100 km / 153 g/km / D
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz7,2 l/100 km / 162 g/km / + 6%
Länge / Breite / Höhe3,92 m / 1,74 m / 1,22 m
Leergewicht1047 kg
Kofferraumvolumen130 l

Bilder: Koray Dollenmeier

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