Sternzeichen Waage: Peugeot 308 GT

So kann man’s natürlich auch machen. Still und heimlich den 115 kW Benziner (zum Fahrbericht) aus dem Programm nehmen und dafür den 151 kW starken GT anbieten. Der zweitstärkste Benziner, ein Dreizylinder mit 96 kW erscheint da aus Sicht vom GT in weiter Ferne. Das wiederum legt den Verdacht nahe, dass der GT ein rassiger Sportler sein will. Allerdings bestätigt sich dieser Verdacht im Test nicht. Der 308 GT ist eher vergleichbar mit einer gut ausbalancierten Waage.

Es fängt beim Design an. Rassiges Design? Oder gar fette Spoiler? Um Himmels willen. Die französische Geschmackspolizei würde den 308 GT augenblicklich aus dem Verkehr ziehen. Nur feine Details verraten den GT: die speziellen Felgen, die schwarzen Aussenspiegel, die grösseren Endrohre, die sequentiellen Blinker sowie die exklusive Farbe Magnetic Blue.

Peugeot 308 GT
Fein geschärfte Front. Das Blau ist speziell.

Der Innenraum wurde ebenfalls nur ganz fein angetastet. Leder-Alcantata Sportsitze, Alu-Pedalerie, rote Ziernähte und ein GT-Emblem auf dem Lenkrad, basta. Trotzdem, es sind diese feinen Details, welche die ohnehin gelungene Optik vom 308 schärfen. Nach wie vor speziell ist das äusserst cleane Interieur mit ganz wenigen Knöpfen, da fast alles über den zentralen Touchscreen bedient wird. Auch der Fahrerplatz mit sehr kleinem, tief montiertem Lenkrad und einem darüber stehenden Instrumentenpanel ist bisher einzigartig bei Peugeot. Nach kurzer Eingewöhnungszeit schätzt man insbesondere das handliche Lenkrad. Obwohl der Kofferraum nicht besonders gross erscheint, steckt er gewaltige 470 Liter ein, was das Mass der Kompaktklasse deutlich knackt. Dafür ist es im Fond eher eng, insbesondere die Beinfreiheit ist ziemlich beschränkt.

Peugeot 308 GT
Das Heck ist trotz der grossen Endrohre sehr dezent.

Zeit, durchzustarten! Schiere Grösse kennt Peugeot nicht, denn ein eher kleines 1,6-Liter Turboaggregat kümmert sich um den Vortrieb. 151 kW leistet der Motor und der kommende GTI, welcher den Motor aus dem RCZ R bekommt, zeigt, dass diese Leistung noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist. Peugeot Sport quetscht nämlich haarsträubende 198 kW aus demselben 1,6-Liter Motor. Im GT bleibt die Leistung noch im humanen Bereich und schon ziemlich bald wird klar, wie der GT einzuordnen ist. Am besten vergleichbar ist er mit der FR Ausstattungslinie von Seat.

Peugeot 308 GT
Autsch! Die silbrige Zierleiste hat eine scharfe Ecke. Das sollte definitiv nicht sein.

Umfangreiche Ausstattung und eine sportliche Ausrichtung, aber mit gehörigem Respektabstand zum reinrassigen Sportler. Der GT ist natürlich völlig ausreichend motorisiert und wenn Peugeot Schweiz nicht der Ansicht wäre, dass Winterreifen auch im Sommer die angemessene Bereifung sind, dann wäre er auch ein Kurvenkünstler. Die Lenkung ist im 308 schon immer ein grosser Pluspunkt gewesen, im Sport-Modus wird der Lenkwiderstand verstärkt, was das Gefühl für die Lenkung nochmals verbessert. Das Fahrwerk ist beim GT eine besonders feine Sache. Komfortabel auf der Autobahn, aber dennoch steif in schnell gefahrenen Kurven. Wunderbar ausgewogen und dennoch sportlich. Peugeot hat verstanden, dass nicht reine Härte ein Fahrwerk sportlich macht.

Peugeot 308 GT
Das Interieur ist praktisch frei von Knöpfen. Das Lenkrad erinnert an einen Autoscooter, liegt aber hervorragend in der Hand.

Ich habe im Test gespürt, dass der GT sehr rasant gefahren werden kann, aber die doofen Winterreifen waren halt in jeder zweiten Kurve überfordert. Ich denke, ein viel besseres Handling wird auch der kommende GTi nicht mehr bieten können. Allerdings sollten für den GTi unbedingt die Schaltwege verkürzt werden. Zwar ist das Getriebe bereits im GT angenehm knackig, aber die Wege sind deutlich zu lang. Überraschend bissig ist dafür der Motor. Turbountypisch entfaltet er erst bei über 5000 Umdrehungen seine volle Kraft und ist dafür unten heraus ziemlich schwach. Fürs Cruisen reiht die niedertourige Gangart, aber beim sportlichen Fahren empfiehlt es sich, stets im oberen Drehzahlbereich zu bleiben.

Peugeot 308 GT
Die Sitze im Fond sind bequem, aber die Beinfreiheit ist eingeschränkt.

Nach wie vor verbaut Peugeot leider diesen unzulänglichen Abstandstempomat, der nur mit der Motorbremse bremsen kann. Das einzig Gute daran ist, dass er sich deaktivieren und wie ein normaler Tempomat nutzen lässt. Peugeot möchte sich ja nach oben orientieren. Ich hoffe, den Franzosen ist klar, dass das nur gut gehen kann, wenn man keine halben Sachen macht.

Peugeot 308 GT
Der verkehrt herum laufende Drehzahlmesser ist ein schickes Detail. Die Zeiger sind sehr schön geformt.

Der Peugeot 308 GT ist eine gute Wahl für alle, die gerne eine umfangreiche Ausstattung haben und über genügend Leistungsreserven verfügen. Der GT ist weniger eine Sportvariante, sondern vielmehr das Top-Modell vom 308, sowohl was Ausstattung, als auch Leistung anbelangt. Die Sportfraktion soll der Anfang des kommenden Jahres erscheinende 308 GTi befriedigen, welcher das Erbe vom auslaufenden RCZ R übernimmt. Wer die überbordende Leistung nicht braucht, ist mit dem GT bestens bedient.

Peugeot 308 GT
Der 308 GT vereint Komfort und Sportlichkeit wie kaum ein Zweiter in seiner Klasse.

Interessant ist nämlich die Tatsache, dass die GT-Variante auch als Kombi (SW) erhältlich und nebst dem getesteten Benziner auch ein Diesel mit 132 kW im Programm ist. Wer es mehr souverän als sportlich mag, sollte den Diesel wählen, denn französische Diesel sind für ihre Laufruhe bekannt.Ausserdem punktet der Selbstzünder mit einem Normverbrauch von nur 4,1 l/100 km. Schade ist lediglich die Tatsache, dass der Benziner ausschliesslich mit manuellem und der Diesel ausschliesslich mit automatischem Getriebe erhältlich ist. Die Preise für den 308 GT beginnen bei 37’700 Franken, der Diesel mit Automatikgetriebe kostet 3800 Franken Aufpreis, der SW ist jeweils 1200 Franken teurer. Die Serienausstattung beim GT ist bereits sehr umfangreich, so dass die Preise durchaus fair sind.

Alltag 4 out of 5 stars

Der kleine GT ist im Fond ziemlich eng. Wer des öfteren zu viert unterwegs ist, sollte zum Kombi greifen. Ansonsten überzeugt der 308 GT durch seinen grossen Kofferraum sowie dem ausgewogenen Fahrwerk.

Fahrdynamik 4.5 out of 5 stars

Im Test wurde der 308 GT durch die Winterreifen ausgebremst, trotzdem konnte ich das tolle Handling spüren. Die Leistung des Benziners ist mehr als ausreichend, nur wer wirklich öfters Pässe hochrast, sollte auf den GTi warten.

Umwelt 4 out of 5 stars

Der Normverbrauch von 5,6 l/100 km ist für einen sportlichen Kompakten ein vorbildlicher Wert. Der Testverbrauch von 7,3 l/100 km scheint auf den ersten Blick deutlich schlechter zu sein, aber aufgrund der Winterreifen und der einen oder anderen sportlichen Ausfahrt ist dieser Verbrauch angemessen.

Ausstrahlung 4 out of 5 stars

Der GT-Look betont ganz dezent die Sportlichkeit vom 308. Aber während der 308 von vorne richtig fesselnd wirkt, ist das Heck deutlich zurückhaltender designt und droht, in der Masse unterzugehen.

Fazit 4 out of 5 stars

+ Faires Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Umfangreiche Ausstattung
+ Bissiger Motor
+ Sehr agiles Handling
+ Ausgewogenes Fahrwerk
+ Cleanes, einzigartiges Interieur
+ Hochwertige Verarbeitung
+ Grosser Kofferraum
+ Angemessener Verbrauch

– Enger Fond
– Abstandstempomat nur mit Motorbremse
– Leicht dröhnender Motor auf der Autobahn
– Zu lange Schaltwege

Marke / ModellPeugeot 308 GT
Preis Basismodell / Testwagen37'700 CHF / 40'850 CHF
AntriebBenzin, Frontantrieb
Hubraum / Zylinder1598 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFrontmotor / Turbomotor
Getriebe6-Gang manuell
Max. Leistung151 kW bei 6000 r/min
Max. Drehmoment285 Nm bei 1750 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h7,5 s
Vmax235 km/h
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz5,6 l/100 km / 130 g/km / C
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz7,3 l/100 km / 169 g/km / +30%
Länge / Breite / Höhe4,25 m / 1,80 m / 1,45 m
Leergewicht1345 kg
Koffer­raum­volumen470 - 1309 l

(Bilder: Koray Adigüzel)

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