Dass der Renault Megane R.S. ein sehr fröhliches Gefährt ist, welches die Gabe besitzt, die Laune seines Fahrers massiv zu steigern, das konnte ich bereits letztes Jahr erfahren. Renault Sport hat bewiesen, dass sie es ernst meinen und nicht in erster Linie einen sportlichen Allrounder, sondern einen echten Sportler im Kompaktformat bauen. Jetzt setzen sie einen obendrauf und bieten eine Trophy-Version an, die natürlich alles etwas besser können soll. Die logischerweise daraus resultierende Frage, ob es denn Trophy denn braucht und ob er es wert ist, kann ich nur mit einem sehr deutlichen ja beantworten!
Beginnen wir mit dem unspektakulärsten Teil, dem Design. Dieses präsentiert sich nämlich als Trophy unverändert. Nicht falsch verstehen: Der Franzose sieht mit seinen breiten Backen sehr muskulös aus und macht einen sehr präsenten Eindruck. Ausserdem ist die Mehrleistung so gering, dass sich keine exklusiven Designmerkmale aufdrängen. Eingefleischte Fans mögen den Trophy an den für ihn angefertigten ultraleichten Felgen erkennen, die dem Testwagen jedoch vorbehalten waren. Doch solche Details zeugen vom Spirit von Renault Sport, alles Mögliche zu tun, um das Auto so sportlich wie noch nie zu machen.
Neue Schalensitze für packenden Seitenhalt
Die einzige Veränderung im Innenraum sind die optionalen Recaro-Schalensitze. Mit ihnen entfällt zwar die Sitzheizung, dafür sitzt der Allerwerteste zwei Zentimeter tiefer im Auto, was für eine bessere Integration und eine grössere Verbundenheit zur Strasse sorgt. Ansonsten ist alles wie gehabt: Ordentliche Materialien, tolle Haptik, saubere Verarbeitung, alles dem Preis angemessen. Die Platzverhältnisse sind durchschnittlich, nicht mehr und nicht weniger.
Schöner Motorsound
Mehr ist dafür die Leistung vom Trophy, nämlich 15 kW. Ermöglicht wird dies durch einen modifizierten Turbolader mit Lagern aus Keramik statt Stahl. Dazu gesellt sich eine Klappenauspuffanlage, die es angesichts «nur» 1,8 Liter Hubraum und einem OPF dennoch schafft, einen angenehmen und nicht zu leisen Motorsound zu generieren. Doch das wahre Sahnehäubchen am Testwagen ist das knackige manuelle Getriebe, welches ich jedem Enthusiasten empfehlen würde, obwohl das Doppelkupplungsgetriebe 20 Nm mehr verträgt!
Im Neutral-Modus – so etwas wie der Alltagsmodus – fährt sich der Trophy nicht anders als der letztjährige Megane mit Cup-Chassis. Die Härte des Fahrwerks ist überdurchschnittlich, das muss man mögen. Um einen Unterschied zu spüren, empfiehlt sich der Sport-Modus. Wem dann auch die Lenkung zu steif wird, der kann im Perso-Modus sämtliche Parameter nach seinem Gusto einstellen. Im Sport-Modus wird der Sound nämlich präsenter und sogar der eine oder andere Knaller lässt sich der Auspuffanlage entlocken!
Race-Modus für ultimatives Feeling
Wer aber auch fahrdynamisch das Maximum aus dem Auto entlocken will, wählt den Race-Modus, der nicht nur sämtliche Paramater schärft, sondern auch die Hinterradlenkung erst ab 100 km/h parallel lenken lässt (ansonsten schon bei 60 km/h). Das erhöht das spontane Einlenken auch bei höherem Tempo. Als Tüpfchen auf dem i wird im Race-Modus das ESP komplett deaktiviert.
Während das bei Fronttrieblern normalerweise kein Grund ist, besonders aufzupassen, sollte man im Megane R.S. nicht zu übermütig werden. Wer in der Kurve früh und zu heftig aufs Gas geht, kann tatsächlich das Heck zum Ausbrechen bringen, so paradox das bei Frontantrieb auch klingt. Auch feuchte Kurven sollten nicht gerade mit durchgetretem Gas verlassen werden. Wer jedoch einen Hauch gesunden Menschenverstand walten lässt, findet im Megane R.S. Trophy einen Hot Hatch, der die Messlatte verdammt hoch anlegt.
Dank der kompromisslosen Auslegung auf die Sportlichkeit kann man den Franzosen regelrecht knechten, ohne dass er in die Knie geht. Die Bremse erweist sich auch im harten Betrieb als sehr standfest. Der Grip ist sowohl in engen, als auch langgezogenen Kurven enorm, der Renault krallt sich richtiggehend in den Asphalt. Ausserdem vermittelt er eine ausgesprochen gute Rückmeldung, man hat die Vorderachse förmlich in der Hand und spürt, ob und wieviel da noch geht. Zu guter Letzt ist das 1,8-Liter Triebwerk sehr drehfreudig und orgelt völlig ungebremst dem Begrenzer entgegen. Für einen Frontantriebs-Sportler ist diese Darbietung alle Ehre wert und wer sein Auto gerne hin und wieder sportlich bewegt, ist mit dem Trophy bestens bedient – und muss dafür nicht mal tief in die Tasche greifen.
In Wahrheit der günstigste R.S.
Der Trophy ist nämlich günstiger als der normale R.S.! Das stimmt beim ersten Blick zwar nicht, denn für den Trophy verlangt Renault 3500 Franken mehr. Allerdings verfügt der Trophy über Sonderausstattungen im Wert von 5100 Franken, darunter elementare Dinge wie das Cup-Chassis, leichtere Bremsscheiben sowie das Sperrdifferential. On top dazu gibt es noch 19-Zoll-Felgen, den R.S.-Monitor für fahrdynamische Daten während der Fahrt sowie das Navi. Unter dem Strich kostet der Testwagen 49’900 Franken und das ist angesichts des gebotenen Fahrspasses sowie der konsequent sportlichen Abstimmung ein absolut fairer Preis!
Alltag
Wer häufig Kind, Kegel und Frau durch die Gegend fährt, für den ist der harte Megane R.S. Trophy nicht das Richtige. Auch Kinderwagen sind nicht die Stärke des Franzosen, aber ansonsten sollte der Alltag zu bewältigen sein.
Fahrdynamik
Mit seinem drehgierigen Motor und dem sehr hohen Grip-Niveau gehört der Megane R.S. Trophy in seinem Segment zu den Besten. Die Allradlenkung, die ihn flink wie ein Karnickel macht, ist nach wie vor einzigartig in dieser Klasse.
Umwelt
Ob noch Zeichen und Wunder geschehen? Ich weiss es nicht. Jedenfalls wurde der Trophy im Test nicht geschont und hat trotzdem akzeptable 8,6 l/100 km verbraucht. Der letztjährige Testwagen hatte einen ganzen Liter mehr geschluckt. Besonders sparsam ist der Megane aber auch bei gleichmässiger Fahrt nicht.
Ausstrahlung
Stimmige Karosserieverbreiterungen, einzigartiges LED-Licht vorne und ein muskulöses Heck machen ordentlich was her, wirken in Summe aber dennoch nicht zu aufdringlich. Ausserdem gibt es drei besonders emotionale Farbtöne, der hier abgebildete ist einer davon.
Fazit
+ Sportliches, maskulines Design
+ Haltstarke Recaro-Schalensitze mit tieferer Sitzposition als die Seriensitze
+ Hochwertige Materialien, sehr gute Verarbeitung, schicke Ambientebeleuchtung
+ Kleiner Wendekreis
+ Kräftiges LED-Licht mit diversen Funktionen
+ Knackiges Getriebe
+ Drehfreudiger Motor
+ Rauer, angenehmer Motorsound mit gelegentlichen Böllern
+ Sehr direktes Einlenkverhalten
+ Irrer Grip an der Vorderachse
+ Grosse Auswahl und Spreizung der Fahrmodi
+ ESP dreistufig deaktivierbar
+ Akzeptables Leergewicht
+ Fairer Preis
– Schlechte Übersicht
– Klimabedienung neigt zur Ablenkung
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Renault Megane R.S. Trophy |
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Preis Basismodell /Testwagen | 42 400 CHF / 49 900 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1798 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 6-Gang manuell |
Max. Leistung | 221 kW bei 6000 r/min |
Max Drehmoment | 400 Nm bei 3200 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 5,7 s |
Vmax | 260 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 8,0 l/100 km / 183 g/km / G |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 8,6 l/100 km / 197 g/km / +8% |
Länge / Breite / Höhe | 4,37 m / 1,87 m / 1,44 m |
Leergewicht | 1521 kg |
Kofferraumvolumen | 384 - 1247 l |
Bilder: Koray Adigüzel
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