Skoda Superb: Ikea to go

Damit habe ich wahrlich nicht gerechnet. Lange hat es gedauert, bis ich endlich mal einen Skoda testen durfte. Zugegeben, besonders scharf war ich nie auf die tschechischen Modelle. Emotionale Autos mag ich eben schon besonders gut und so ein Skoda ist halt… bieder. Verklemmt. Langweilig. Klar, ist sicher praktisch, so eine osteuropäische Kiste, aber insgesamt halt ein billigerer VW, der ja auch nicht gerade sprüht vor Emotionen und Fahrfreude. Voller Vorurteile hole ich also Skodas Topmodell ab. Obwohl der Superb tatsächlich nicht vor Emotionen und Fahrfreude sprüht, sprühe ich am Ende vor Begeisterung: Weil der Superb auf eine einfache, unkomplizierte Art ein richtig gutes Auto ist.

Angefangen beim Design. Der neue Superb ist der erste Skoda, den ich wirklich schön finde. Eine lange, aber elegante Erscheinung mit schönen Details, wie der scharfen Linie, die sich durch die gesamte Seite zieht oder den Lichtern, die aussehen, als ob Skoda Glaskristalle darin eingebaut hat. Überhaupt machen vor allem die breiten, flachen Rücklichter, die Skoda erstmals verbaut, enorm viel aus. Sie lassen den Superb viel schnittiger erscheinen.

Skoda Superb Combi
Auch ein schöner Rücken kann entzücken.

Was jedoch meiner Meinung nach unschön ist, sind die Spaltmasse um die Motorhaube herum. Die Haube wirkt etwas schräg und zu lang. Gemäss Skoda ist die überlappende Motorhaube ein wichtiges Designmerkmal, welches auch noch positiven Einfluss auf die Aerodynamik hat. Ausserdem haben andere Hersteller des Volkswagen-Konzerns dieses Designmerkmal ebenfalls. Allerdings ist es mir noch nie so deutlich aufgefallen, was heisst, dass es bei den anderen Marken nicht so ausgeprägt ist. Daher: Skoda, ich finde, das geht besser.

Skoda Superb Combi
Das ist allerdings weniger entzückend.

Was jedoch kaum noch besser geht, ist das Raumangebot. Klar, wer mehr als fünf Sitzplätze braucht, dem kann der Superb nicht dienen. Aber ansonsten sollte der Superb selbst den allergrössten Ansprüchen genügen. Was der Superb an Beinfreiheit bietet, liegt mindestens auf dem Niveau einer Mercedes S-Klasse, wenn nicht darüber. In den Kofferraum würde von der Länge her wahrscheinlich ein Smart hineinpassen. Schade, ergibt sich keine ganz ebene Ladefläche. Ebenfalls schade ist, dass Skoda ausgerechnet bei den Armlehnen in den Türen auf billiges Material setzt, wo der restliche Innenraum so edel daherkommt.

Skoda Superb Combi
Schnittige Front.

Doch so schick der Superb auch ist, die Funktionalität steht bei diesem Auto ganz weit oben. Details, wie die Schirme in den Vordertüren, den Flaschenhalter, der Flaschenhalter, der einhändiges Öffnen einer Flasche ermöglicht, der Eiskratzer im Tankdeckel, das selbstöffnende Kofferraumrolle oder die flexiblen Elemente zum Sichern von Einkaufstaschen: Man sieht, dass sich die Entwickler bei diesem Auto etwas überlegt haben. Und das gefällt mir. Sogar die automatische Heckklappe, die sich per Fusstritt öffnen lässt, hat immer funktioniert. Warum können das die anderen Hersteller nicht?

Skoda Superb Combi
Elegante Seitenlinie.

Ich konnte es mir einfach nicht nehmen lassen, mich bei einer Fahrt chauffieren zu lassen und hinten rechts Platz zu nehmen. Wenn ich den Beifahrersitz elektrisch von hinten etwas nach vorne geschoben habe, konnte ich sogar ein Bein über das andere legen. Noch nie hatte ich in einem Auto auf der Rückbank Platz für diese Sitzposition! Ebenfalls feudal ist der Federungskomfort. Wie der Superb weich dahingleitet, Bodenwellen glättet und sanft nachwippt, ist ganz grosse Klasse. Vorbildlich ist zudem das grosse Fenster im Fond, so dass auch kleineren Passagieren der Ausblick nach draussen nicht verwehrt bleibt. Aber genug der Analyse aus dem Fond heraus. Zeit, selber das Steuer zu übernehmen.

Skoda Superb Combi
Es reist sich auch im Fond fürstlich.

Der Testwagen mit 140 kW Diesel, Allradantrieb und DSG dürfte der Liebling der Schweizer Kunden werden. Um das unschöne Dieselnageln etwas zu übertönen, setzt Skoda wie VW beim Passat einen ganz dezenten Sound Symposer ein, der einen leisen, kernigen Klang erzeugt. Doch dich nur beim Sound, auch bei der Gestaltung des Innenraums und der Linien und Formen blickt der Passat mehrheitlich durch.

Skoda Superb Combi
Clevere Details zeichnen den Superb aus.

Abgesehen vom Lüftungsband und hochwertigeren Armlehnen vom Passat kann ich spontan keine weiteren Punkte aufzählen, wo sich ein Passat besser anfühlt und somit den höheren Preis rechtfertigt. Skoda hat es geschafft, den Superb so zu abzustimmen, dass er sich trotz des komfortbetonten Fahrwerks flott fahren lässt. Ausserdem fühlt sich der grosse Kombi viel handlicher an, man hat nie das Gefühl, dass man ein so grosses Schiff am manövrieren ist. Kraft ist reichlich vorhanden, sobald die spürbare Anfahrschwäche und das ebenfalls nicht unerhebliche Turboloch überwunden sind.

Skoda Superb Combi
Typisches Volkswagen-Interieur, das keine Rätsel aufwirft.

Erstaunlich finde ich, dass auch der Superb das volle Technik-Paket bekommt. Aktiver Spurhalteassistent, Abstandstempomat, Stau-Assistent, Notfall-Assistent, Tot-Winkel-Warner, Notbremsassistent, es ist schlicht alles an Bord. Alles, bis auf LED-Licht. Wobei auch das Xenon-Licht in Kurven mitlenkt und andere Fahrzeuge gezielt ausblendet. Insbesondere gegen Ende des Tests musste ich mir die Frage stellen, ob der Superb eigentlich etwas nicht kann? Oder zumindest nicht so gut kann? Die Antwort nach reiflichem überlegen: Es gibt nichts.

Skoda Superb Combi
Fast schon so geräumig wie ein Kastenwagen…

Als Folge dessen hat sich mir eine noch viel interessantere Frage aufgedrängt: Warum, zum Teufel, sollte ich jemandem angesichts der hervorragenden Leistung vom Superb noch einen Passat empfehlen? Der Superb bietet mehr Platz und ist noch komfortabler gefedert. Und er ist vor allem deutlich günstiger. 54’500 Franken für den Testwagen sind zwar kein Schnäppchen, aber dafür gibt es das volle Programm. Das volle Programm beim Passat? Kostet mal eben 73’000 Franken. Der macht halt mit seinem mächtigen BiTurbo-Diesel, dem digitalen Instrumentenpanel und der edleren Aufmachung innen schön auf Premium. Braucht’s das? Nein. Kauft einen Superb, denn ihr bekommt dieselbe Technik und eine geballte Ladung Platz und Komfort zum deutlich vorteilhafteren Preis.

Skoda Superb Combi
Unter dem Strich ist der Superb in meinen Augen ein besseres Angebot als der Passat.

Alltag 5 out of 5 stars

Der Skoda Superb ist zweifelsohne der Alltagskönig. Komfortabel, sparsam und extrem geräumig. Nicht zu vergessen die zahlreichen Simply Clever Lösungen.

Fahrdynamik 3.5 out of 5 stars

So ein Superb muss nicht sportlich sein. Dennoch lässt er sich präzise steuern und das weiche Fahrwerk erlaubt beachtliche Kurventempi.

Umwelt 4.5 out of 5 stars

Ein Testverbrauch von 6,3 l/100 km ist für ein grosses und relativ kräftiges Auto wie den Superb mit Allradantrieb ein sehr guter Wert. Eine Reichweite von 1000 Kilometer ist ohne Probleme machbar.

Ausstrahlung 4 out of 5 stars

Der Superb ist nicht gerade durchgestylt bis zum Abwinken, aber dafür, dass er ein sehr praktisches und funktionales Auto ist, sieht er schick aus. Definitiv der schönste Skoda derzeit.

Fazit 4.5 out of 5 stars

+ Schönes Design
+ Riesiger Kofferraum
+ Unglaubliche Platzverhältnisse im Fond
+ Diverse Simply Clever Lösungen
+ Unauffälliges DSG
+ Präzises Handling
+ Sehr viele Assistenzsysteme erhältlich
+ Tiefer Verbrauch
+ Sehr komfortables und leises Fahrverhalten
+ Perfekte Ergonomie, sehr bequeme Sitze mit Lüftung und Heizung
+ Fairer Preis

– Unschöne Spaltmasse um die Motorhaube
– Anfahrschwäche und Turboloch deutlich spürbar
– Keine ebene Ladefläche (bei so einem funktionalen Auto)
– Billig wirkende Armlehnen in den Türen

Mängel am Testwagen

– Keine Mängel

Steckbrief

Marke / ModellSkoda Superb Combi
Preis Basismodell / Testwagen29 130 CHF / 54 500 CHF
AntriebDiesel, Allradantrieb
Hubraum / Zylinder1968 ccm / R4
Motoranordnung / MotorkonzeptFrontmotor / Turbomotor
Getriebe6-Gang Doppelkupplungsgetriebe DSG
Max. Leistung140 kW bei 3500 - 4000 r/min
Max. Drehmoment400 Nm bei 1750 - 3250 r/min
Beschleu­nigung 0–100 km/h7,7 s
Vmax228 km/h
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz5,1 l/100 km / 135 g/km / C
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz6,3 l/100 km / 167 g/km / +24%
Länge / Breite / Höhe4,86 m / 1,86 m / 1,48 m
Leergewicht1738 kg
Kofferraumvolumen660 - 1950 l

(Bilder: Koray Adigüzel)

3 thoughts on “Skoda Superb: Ikea to go”

  1. Hallo Koray,

    Als Firmenwagen nutze ich von Zeit zu Zeit einen Audi A6, einen VW Passat und den Superb und auch wenn man natürlich den Preisunterschied merkt, finde ich nicht, dass man mit dem Skoda einen Fehler macht. Da wir auch des Öfteren zu euch Eidgenossen fahren (immerhin eine Strecke von 600 km) kann ich bezeugen, dass es sich auch zu viert angenehm reist. Ab 160 km/h merkt man aber doch deutlich die Unterschiede zu den anderen Modellen in Hinsicht auf Fahrgeräusche – was bei der Preisdifferenz für mich persönlich zu vernachlässigen ist.

    Besten Gruß aus dem Norden
    Basti

    Reply
    • Ciao Basti
      Danke für deinen Kommentar. Ich glaube, ich muss dir nicht erklären, dass ich in der Schweiz schlecht die Windgeräusche ab 160 km/h testen kann. 😉 Aber ist interessant zu wissen. Skoda spart halt dort, wo es möglichst niemanden stört, denn die wenigsten dürfen so schnell fahren.
      Gruss, Koray

      Reply

Deine Meinung hinterlassen