Ich halte den Peugeot 3008 für ein sehr zeitgemässes Auto. Doch was wird heute als zeitgemäss wahrgenommen? Alternativer Antrieb? Autopilot? Mitnichten. Ich halte das für zeitgemäss, was es im hier und jetzt braucht, nicht in fünf Jahren und schon gar nicht in zehn. Andere Frage: Braucht man ein SUV ohne Allradantrieb? Wohl kaum. Doch will der Markt ein SUV ohne Allradantrieb. Ganz klar ja, ausserhalb der Schweiz sogar noch viel mehr. Was macht also Peugeot? Sie bringen ein durchgestyltes, aber nicht unpraktisches SUV auf den Markt. Das Auto bietet nicht nur viel zu entdecken, sondern überrascht auch nach dem ersten Blick.
Sein Design mit dem Spitz in den Scheinwerfern, dem geschwungenen Kühlergrill, den zweifarbigen Felgen und dem auf Wunsch schwarzen Dach ist nicht nur hübsch, sondern auch modern. Eine gelungene Weiterentwicklung des beim 308 eingeführten Designs – gang im Gegensatz zu Seat beispielsweise, wo der Ateca wie ein Leon mit mehr Bodenfreiheit aussieht. Da haben sich die Franzosen deutlich mehr bemüht, die optischen Eigenschaften eines SUVs zu nutzen und auch hervorzuheben. Ausserdem beweisen sie Mut: In der sportlichen GT-Line kann man den 3008 wie den 308 GTi und 208 GTi mit schwarzem Heck ordern. Das sieht dann richtig frech aus!

Todschick und auch ebenfalls mutig ist das Interieur. Da sind die Franzosen richtig aus sich rausgekommen. Zum einen ist da die maximale Fahrerzentrierung durch die asymmetrische Mittelkonsole, man fühlt sich als Fahrer im 3008 wie von einem Kokon aufgehoben. Gefahren wird mit einem Mini-Lenkrad, das oben und unten abgeflacht ist und direkt aus einem Gokart zu stammen scheint. Dafür blickt man bequem über das Lenkrad auf das digitale Cockpit mit verspielten Animationen. Das mit Smartphones aller Art kompatible Infotainmentsystem lässt sich deutlich besser bedienen als im 308, da die Sensortasten richtigen Tasten gewichen sind. Diese befinden sich unter dem Touchscreen fein säuberlich aufgereiht.

Ein Design-Highlight ist für mich die Stoffverkleidung im Armaturenbrett und in den Türen. Das wirkt nicht nur wohnlich und hochwertig, sondern verleiht dem ganzen Armaturenbrett etwas leichtfüssiges. Doch trotz dem ganzen Style haben die Franzosen die praktischen Werte keineswegs ausser Acht gelassen. Nebst trotz ungewohnt kleinem Lenkrad vorbildlicher Ergonomie und tollen Platzverhältnissen im Fond bietet der 3008 jede Menge Ablagen. Die Fächer in den Türen sind riesig, das Fach unter der Mittelkonsole gigantisch und gekühlt. Der Kofferraum lässt sich per Fusstritt bedienen und bietet viel Platz sowie eine Skidurchreiche. Der Peugeot 3008 ist der beste Beweis, dass tolles Design nicht auf Kosten der Praktikabilität gehen muss. Gut gemacht!

Das Fahrverhalten vom SUV ist da weit weniger spektakulär als der Auftritt. Doch das muss nichts schlechtes heissen. Ob der nicht erhältliche Allradantrieb ein Killerkriterium ist, muss jeder selber wissen. Ich möchte nur anmerken, dass man auch mit Frontantrieb ohne nennenswerte Probleme überall hinkommt, wenn man nicht am Ende der Welt wohnt. Man muss auch die Vorteile sehen: Durch den Wegfall von Technik sinkt nicht nur das Gewicht, sondern auch der Preis. Auch der Verbrauch ist etwas niedriger.

Für Verunsicherte bietet Peugeot optional die Grip Control an, die verschiedene Fahrmodi wie Schnee, Sand oder Schlamm bietet. Grip Control regelt die Traktion zwischen den Vorderrädern. Allerdings werden dadurch grobstolligere M+S Reifen vom Werk aus montiert, was im Sommer zu erhöhtem Verbrauch und längerem Bremsweg führt. Meine Empfehlung ist daher, den 3008 ohne Grip Control zu bestellen, auch wenn er dann etwas mehr Schein als Sein ist. Wintertauglich ist er schliesslich trotzdem.

Eine grosse Stärke vom 3008 ist sein toller Fahrkomfort mit dem ausgewogenen Fahrwerk. Man fährt gerne weite Strecken, auch wenn der Geräuschpegel auf der Autobahn zwar okay, aber nicht überragend tief ist. Der Motor ist dafür schön leise und schnurrt gemächlich vor sich hin. Im Test war das Auto mit dem stärkeren Benziner, doch Peugeot bietet ihn tatsächlich auch mit dem Dreizylinder an. Hierzu rate ich zu Vorsicht, denn bereits der Vierzylinder verfügt nur über knappe Leistungsreserven.

Ein starker Zweiliter-Diesel steht als Top-Motorisierung zur Wahl, doch damit wird das Auto gleich über 100 Kilo schwerer und ein grosser Vorteil vom 1,6-Liter Benziner ist, dass das doch recht kräftig wirkende SUV weniger als 1500 Kilo wiegt. So ist der 3008 mit seiner direkten Lenkung Kurven durchaus angetan, auch wenn man sich von der angenehmen Lenkung nicht täuschen lassen sollte. Sie vermittelt mehr Agilität, als das Auto tatsächlich bietet kann. Mit einem gemütlich bis leicht sportlichem Fahrstil wird man diesem Auto am meisten gerecht. Zahlreiche Assistenzsysteme unterstützen die Fahrt, wobei der aktive Spurhalteassistent gar harsch mitlenkt. Da besteht noch deutliches Verbesserungspotenzial. Den Sport Modus lässt man lieber sein, denn sportlicher wird das Auto dadurch nicht, dafür erfüllt ein fürchterliches, künstliches Motorengeräusch den Innenraum.

Der Peugeot 3008 ist eine Option für alle, die es optisch gerne etwas aussergewöhnlich haben, beim Fahren jedoch auf bewährte Werte setzen. Alternative Antriebe bietet Peugeot nämlich nicht an. Preislich ist der sehr gut ausgestattete Testwagen mit 49’220 Franken zwar nicht ganz günstig, aber das Fahrverhalten ist tiptop und die Qualität kann sich echt sehen, beziehungsweise fühlen lassen. So gesehen besinnt sich der 3008 sehr auf die französischen Werte: Stil und Komfort. Chapeau, Peugeot!

Alltag 
Trotz seines Designs ist der 3008 ein praktisches SUV. Die Platzverhältnisse für die Passagiere sind gut, der Kofferraum geräumig, die Ablageflächen zahlreich. Viele Assistenzsysteme erleichtern das Rangieren oder längere Fahrten.
Fahrdynamik 
Die direkte Lenkung vermittelt eine Agilität, die das Auto nicht ermöglichen kann. Ausserdem ist der Benziner kein Kraftwerk, die Leistung bloss ausreichend.
Umwelt 
7,7 l/100 km als Testverbrauch sind ein mässig guter Wert. Womöglich passt ein Diesel trotz deutlich höherem Gewicht besser zum 3008, zumal die PSA-Diesel als sehr laufruhig gelten.
Ausstrahlung 
Im Gegensatz zu vielen anderen SUVs, die einfach nur robust und grösser wirken, ist der 3008 wirklich durchgestylt und nutzt die optischen Eigenschaften der SUV-Form mit dem schwarzen Dach gekonnt aus.
Fazit 
+ Mutiges, modernes Design
+ Geräumiger Innenraum
+ Super stylisches Interieur
+ Sehr hochwertige Verarbeitung
+ Top Sitze, beste Ergonomie
+ Umfangreiches Infotainmentsystem
+ Laufruhiger Motor
+ Sanft schaltendes Automatikgetriebe
+ Ausgewogenes Fahrwerk
+ Direkte Lenkung
+ Viele Assistenzsysteme verfügbar
+ Tiefes Leergewicht
– Leistungsreserven sind eher knapp
– Spurhalteassistent ist zu grob
– Mässig gute Verbrauchswerte
– Furchtbares, künstliches Motorengeräusch im Sport Modus
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Peugeot 3008 |
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Preis Basismodell / Testwagen | 27 350 CHF / 49 220 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1598 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 6-Gang Automatikgetriebe |
Max. Leistung | 124 kW bei 6000 r/min |
Max. Drehmoment | 240 Nm bei 1400 r/min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,9 s |
Vmax | 206 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 5,7 l/100 km / 129 g/km / D |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,7 l/100 km / 174 g/km / +35% |
Länge / Breite / Höhe | 4,45 m / 1,84 m / 1,62 m |
Leergewicht | 1487 kg |
Kofferraumvolumen | 520 - 1482 l |
Bilder: auto-illustrierte