Die Zeiten, in denen Elektroautos schweineteuer und nur für sogenannte First Movers zugänglich waren, sind mittlerweile passé. Der adrette Peugeot 208 ist der Beweis dafür, denn er ist nicht nur – wie getestet – als reiner Stromer, sondern auch als Benziner und sogar als Diesel erhältlich. Weil kompakte Autos meines Erachtens besonders prädestiniert sind für den Elektroantrieb, nehme ich den kleinen Franzosen als Stromer genauer unter die Lupe. Wie steht es um den Preis im Vergleich zu den Verbrennern? Und wie steht es um die Alltagstauglichkeit?
Dass es sich um den e-208 handelt, ist nur anhand von Details ersichtlich. Selbst den Kühlergrill haben die Franzosen übernommen, lediglich die Struktur unterscheidet sich von den Verbrennern. Ein blaues “e” auf der C-Säule weist als einziges Element auf den rein elektrischen Antrieb hin. Die Zeiten, in denen Elektroautos aufgrund des Akkus im Unterboden höher bauen, sind ebenfalls vorbei. Der Peugeot e-208 ist ein äusserst adretter Kleinwagen, der die Formensprache von Peugeot gekonnt auf ein kompaktes Format adaptiert.
Schöner Fahren
Aus den Vollen schöpfen die Franzosen schliesslich im Innenraum. Als Highlight sei hier das weiterentwickelte i-Cockpit mit 3D-Effekt genannt. Durch eine zweiteilige Scheibe im Cockpit ermöglicht der Peugeot eine Darstellung auf zwei Ebenen. So können beispielsweise der Tacho oder die Navigation hervorgehoben dargestellt werden – und obendrein schaut es einfach cool aus!
Weiteres Highlight ist die gesamte Qualität im Innenraum. Die Sportsitze schmeicheln mit ihrem hellem Stoff und den zweifarbigen Kontrastnähten den Augen und sind sehr bequem. Die Materialien sind allesamt ausgesprochen hochwertig und tiptop verarbeitet. Mancher deutscher Konkurrent, der sich Premium-Hersteller schimpft, bietet in diesem Preissegment nicht die Qualität und das Ambiente des e-208.
Weniger überragend sind dafür die Platzverhältnisse. In Reihe zwei ist es eher eng und der Kofferraum bietet nur ein unterdurchschnittles Volumen. Beim Herunterklappen der Sitze ergibt sich ausserdem eine stark ansteigende Ladefläche. Im Gegensatz zum Vorgänger ist der 208 nur noch als 5-Türer erhältlich, was den Zugang zwar erleichtert, aber auch nicht mehr.
Auf leisen Sohlen
Peugeot verspricht eine WLTP-Reichweite von 340 Kilometern. Damit setzt der Peugeot in seinem Segment keinen Benchmark, aber für seinen Daseinszweck als Kleinwagen sollte dieser Radius genügen. Wie von Elektroautos gewohnt, setzt sich der Franzose geschmeidig und geräuschlos in Bewegung. Das künstlich erzeugte Geräusch bis etwa 20 km/h ist aufgrund neuen gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr deaktivierbar, allerdings nimmt man es im Innenraum auch nicht wahr.
Der viel zitierte Elektro-Kick ist im e-208 im Normal-Modus nicht wahrnehmbar. Der Fokus liegt hier auf ein möglichst angenehmes Fahren im Alltag. So reagiert das Gaspedal am Anfang ungewohnt indirekt, doch man gewöhnt sich daran und wertete es bald als Vorteil, um die Leistung perfekt zu dosieren.
Den Alltag meistert der Peugeot ohnehin mit Bravour. Man geniesst die leise und vibrationsarme Fahrt, das satte und komfortable Federn des Fahrwerks und die präzise arbeitende Lenkung. Man wähnt sich schnell in einer höheren Klasse. Das angenehme Fahren wird allerdings schnell anstrengend, wenn man in den Eco-Modus wechselt. Dann wird der Antrieb so zäh, dass man meinen könnte, das Strassennetz sei eine einzige 30er-Zone. Eco als Mittel zum Saft sparen ist ja schön und gut, aber bei einer solchen Radikalität vergeht einem die Freude am Sparen und Fahren.
Apropos Sparen: Wer aus seinem Pedel-Alltag herausbricht, sollte Strom sparen. Gerade Autobahnfahrten zehren sehr am Akku. Im Test-Mittel mit relativ hohem Autobahnanteil und wenig ausgeprägtem Eco-Fahren erreichte der e-208 ledigliche eine Reichweite von 250 Kilometern, was dann doch eher knapp ist. Wenn man Hin- und Rückweg betrachtet, beträgt der Aktionsradius ohne Zwischenladungen bloss 125 Kilometer.
Plötzliche Power
Und wie sieht die Situation im Sport-Modus aus? Am besten spürt man das, wenn man während des Beschleunigens den Modus wechselt – plötzlich reagiert die Gasannahme viel sensibler und bietet den Punch, den man von einem Stromer erwartet! Gerade zum Überholen oder auf einer kurvigen Strecke bietet dieser Modus deutlich mehr Spass. Das spontan anliegende Drehmoment und der niedrige Schwerpunkt täuschen darüber hinaus gekonnt über das rund 350 Kilo höhere Gewicht als bei den Verbrennern hinweg.
Einen Kurvenräuber darf man allerdings nicht erwarten. Wer den Bogen zu sehr überspannt, wird vom ESP sehr schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Die GT-Ausstattung ist lediglich auf die Komplettausstattung zu beziehen, von der Sportlichkeit eines früheren GTi darf man leider nur noch träumen.
Finanziell keine Chance
Zwar bietet der e-208 GT mit seinem noblen Ambiente, den viele Assistenzsystemen und dem geschmeidigen Elektroantrieb viel Auto fürs Geld. Doch das «Problem» sind seine direkt vergleichbaren Verbrenner-Brüder. Der Testwagen kostet komplett ausgestattet die stolze Summe von 41’000 Franken. Zwar startet der Preis in einer weniger gehobenen Ausstattung bereits bei 34’350 Franken, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ein vergleichbarer 208 mit Verbrenner fast 10’000 Franken günstiger ist. Da kann man die Elektromobilität loben wie man will, aber diesen Aufpreis holt man zumindest in der Schweiz niemals rein.
Alltag
Aus pragmatischer Sicht bietet der Peugeot e-208 lediglich durchschnittliche Platzverhältnisse. Die Reichweite dürfte bei längeren Fahrten ausserdem zu zusätzlichen Ladestopps führen. Dafür ist das Fahren angenehmer als mit Verbrenner.
Fahrdynamik
Lediglich im Sport-Modus tritt der temperamentvolle Antritt des Elektroantriebs zu Tage. Das Fahrwerk ist ausgewogen und die Lenkung präzise, doch bei schneller Kurvenfahrt regelt das nicht deaktivierbare ESP schnell und rigoros.
Umwelt
Als Kleinwagen macht der Elektroantrieb richtig Sinn. In meinen Augen ist der Peugeot daher umweltfreundlicher als die potenten Riesen-SUVs, die einen auf umweltfreundlich machen, die Ressourcen dafür anderweitig verschwenden. Der Stromverbrauch dürfte mit 17,8 kWh/100 km allerdings für seine Grösse noch etwas niedriger sein.
Ausstrahlung
Der Peugeot e-208 ist ökologisch, ohne optisch ein grosses Brimborium daraus zu machen. Das Design ist dezent-hübsch und verzichtet auf Aggressionen.
Fazit
+ Sehr adrettes, modernes Design
+ Bestechende Qualität im Innenraum
+ Top Sportsitze, schönes Finish
+ Smartes 3D-Cockpit
+ Geschmeidiges und leises Fahrverhalten
+ Zackiges Ansprechverhalten, üppiges und gut nutzbares Drehmoment
+ Ausgewogenes Fahrwerk, präzise Lenkung
+ Kleiner Wendekreis
+ Drei Fahrmodi mit deutlicher Spreizung
+ Sehr viele Assistenzsysteme erhältlich
+ Üppige Ausstattung fürs Segment
– Unterdurchschnittliche Platzverhältnisse
– Eher knappe Praxis-Reichweite
– Deutlich höherer Preis als bei den Verbrennern ohne Ausstattungs-Benefits
– Verhältnismässig hohes Gewicht, aber gut kaschiert
– Teilweise träge reagierendes Infotainmentsystem
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Peugeot e-208 |
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Preis Basismodell / Testwagen | 39 550 CHF / 41 000 CHF |
Antrieb | Elektrisch, Frontantrieb |
Akkukapazität | 50 kWh |
Max. Leistung | 100 kW |
Max. Drehmoment | 260 Nm |
Beschleunigung 0–100 km/h | 8,1 s |
Vmax | 150 km/h (elektronisch abgeregelt) |
WLTP-Verbrauch / Energieeffizienz | 17,6 kWh/100 km / A |
Test-Verbrauch / Differenz | 17,8 kWh/100 km / +2% |
WLTP-Reichweite | 340 km |
Ø Test-Reichweite | 250 km |
Länge / Breite / Höhe | 4,06 m / 1,75 m / 1,43 m |
Leergewicht | 1557 kg |
Kofferraumvolumen | 265 - 1106 l |
Bilder: Koray Adigüzel