Wollt ihr wissen, was das wirklich bahnbrechende am komplett neuen Kia Ceed ist? Es ist sein Name. Nannte er sich früher Cee’d, so fällt das Apostroph mit der Einführung der neuen Generation weg. Das ist gar nicht so bahnbrechend? Zugegeben, das stimmt. Aber es erregt dennoch mehr Aufmerksamkeit als das Auto an sich. Der Ceed überzeugt durch Ausgewogenheit und guten Eigenschaften, die ihn nirgendwo anecken lassen. Abgerundet wird das Paket durch einen fairen Preis, doch Besonderheiten oder Wow-Effekte darf man nicht erwarten.
Inspiration von Porsche
Das neue Familiengesicht der Koreaner wurde nebst der bekannten Tigernase um das Vier-Punkt LED-Tagfahrlicht ergänzt. Das schaut zwar gut aus, aber etwas mehr Kreativität wäre wünschenswert, denn vier LED-Spots im Tagfahrlicht gehören nun mal zu Porsche. Ansonsten fällt das Design hübsch, aber ziemlich brav aus. Erstaunlich ist, dass Kia keine aufpreispflichtige GT-Line anbietet wie für die anderen Modelle.
Solide, aber unaufgeregt präsentiert sich das Interieur. Hier würde ich mir persönlich etwas mehr Mut für Ungewöhnliches wünschen: Das Interieur ist zwar brandneu, könnte mit seiner sehr konservativen Mittelkonsole und Knopfanordnung aber bereits zwei- oder dreijährig sein. Doch wem der schlichte Stil gefällt, liegt mit dem Ceed goldrichtig. Die Sitze sind mit ausgeprägtem Seitenhalt und langer Beinauflage sehr bequem und die Bedienung dank den zahlreichen Knöpfen eingängig. Fast schon überflüssig ist die Erwähnung, dass Materialgüte und Verarbeitung auf einem hohen Niveau liegen.
Dezenter Auftritt
Der Testwagen fährt mit Topausstattung und bester Motorisierung, dem 1,4-Liter Turbobenziner mit 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe vor. Das Getriebe verrichtet seine Arbeit eher unauffällig als sportlich schnell. Der Sportmodus ändert zwar das Schaltverhalten und schärft die Gasannahme, aber so richtig sportlich wird der Ceed nie, dafür fehlen ihm auch Schaltwippen am Lenkrad.
Anstatt auf Möchtegern-Sportlichkeit setzt der Ceed lieber auf Ausgewogenheit und angenehmes Vorwärtskommen. Während mancherorts 19- oder gar 20-Zöller auf Kompaktwagen aufgezogen werden, belässt es Kia bei 17-Zoll-Felgen. Das sorgt für ein angenehmes Abrollen, geringe Reifengeräusche sowie einen handlichen Wendekreis. Manchmal genügt so wenig, um das Autofahrer-Leben einfacher zu gestalten und wie die Bilder beweisen, muss sich der Ceed mit seinem Schuhwerk absolut nicht verstecken!
Weiter punkten kann der Koreaner mit seiner extrem reichhaltigen Ausstattung: Parkassistent, Stauassistent, aktive Spurführung, Tot-Winkel-Warner, Notbremsung, LED-Licht mit Fernlichtassistent – alles drin, für weniger als 37’000 Franken. Für die Behaglichkeit an Bord kümmern sich ausserdem noch Sitzheizung hinten sowie Sitzlüftung vorne und Lenkradheizung. Noch Wünsche?
Super Preis, aber…
Vielleicht etwas mehr Vielfalt, aber genau daher rührt der Kampfpreis. Praktisch alle Annehmlichkeiten sind in ein grosses Paket eingebettet und selbiges ist ausschliesslich für die Top-Line erhältlich. Ein schlankeres Optionspaket wertet die mittlere Ausstattungslinie auf und that’s it. Wer sich für die mittlere Ausstattung interessiert und eine Rückfahrkamera möchte, muss für das Paket 2000 Franken bezahlen. Und sollen es die hier gezeigten 17-Zöller anstelle der doch etwas kleinen 16-Zöller sein, dann muss man die höchste Ausstattung wählen und 2900 Franken fürs Optionspaket bezahlen.
So läuft es dann auf den hier gezeigten Testwagen hinaus, der mit Komplettausstattung massiv günstiger als deutsche Produkte ist und selbst gegenüber anderen Volumenmarken preislich sehr selbstbewusst auftritt. Er ist ein bisschen eine graue Maus: Weder optisch, noch technisch, noch fahrdynamisch vermag er ein Ausrufezeichen zu setzen. Doch er bietet unter dem Strich hochwertige Qualität und leistet sich abgesehen von der mangelnden Sportlichkeit keine Schwächen – sofern man das überhaupt als Schwäche bezeichnen will. Und wer nach dem sensationellen Stinger das gewisse Etwas vermisst – nur Geduld, der schicke Proceed steht bereits in den Startlöchern!
Alltag
Der Ceed bietet Kompaktwagen-typische Platzverhältnisse. Für Familien ist aber auch noch der Kombi erhältlich. Bemerkenswert ist sein kleiner Wendekreis.
Fahrdynamik
Diesbezüglich ist der Koreaner sehr unauffällig. Er ist nicht indirekt oder gar schwammig, aber auch nicht mit sportlichen Talenten gesegnet.
Umwelt
5,0 l/100 km sollen es gemäss Norm sein, im Test wurden daraus 7,1 l/100 km. Nicht übertrieben viel, aber auch nicht gerade wenig. An der Fahrweise kann der erhöhte Verbrauch nicht liegen, da das Auto meistens gesittet bewegt wurde.
Ausstrahlung
Während der Stinger und der kommende Proceed neue Wege für Kia bedeuten, ist der Ceed adrett, aber zurückhaltend designt.
Fazit
+ Materialgüte und Verarbeitungs
+ Sehr bequeme Sitze mit Heizung rundum sowie Lüftung vorne, top Ergonomie
+ Simple Bedienung, auch dank genügend Knöpfen
+ Kleiner Wendekreis
+ Angenehme, leise Fahrweise
+ Ausgewogenes Setup
+ Sanft schaltendes Doppelkupplungsgetriebe
+ Sehr viele Assistenzsysteme erhältlich
+ Top Preis-/Leistungs-Verhältnis
– Erhöhter Verbrauch
– Keine Schaltwippen am Lenkrad
– Wer einzelne Sonderausstattungen wünscht, muss zu teuren Paketen oder zur nächsthöheren Ausstattungslinie greifen
– Vier-Punkt-LED weist sehr deutliche Ähnlichkeit zu Porsche auf, die das Lichtdesign vorher hatten
Mängel am Testwagen
– Keine Mängel
Steckbrief
Marke / Modell | Kia Ceed |
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Preis Basismodell / Motorisierung / Testwagen | 19 950 CHF / 26 950 CHF / 36 800 CHF |
Antrieb | Benzin, Frontantrieb |
Hubraum / Zylinder | 1353 ccm / R4 |
Motoranordnung / Motorkonzept | Frontmotor / Turbomotor |
Getriebe | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Max. Leistung | 103 kW bei 6600 r/min |
Max. Drehmoment | 242 Nm bei 1500 - 3200 r/min |
Beschleunigung 0–100 km/h | 9,2 s |
Vmax | 206 km/h |
NEFZ-Verbrauch / CO2 Emissionen / Energieeffizienz | 5,0 l/100 km / 129 g/km / E |
Test-Verbrauch / CO2 Emissionen / Differenz | 7,1 l/100 km / 183 g/km / +42% |
Länge / Breite / Höhe | 4,31 m / 1,80 m / 1,45 m |
Leergewicht | 1487 kg |
Kofferraumvolumen | 380 - 1318 l |
Bilder: Koray Adigüzel
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